Die Bluse

Das Anpassen meines Ottobre Blusenschnittes benötigte zwar einige Schritte, aber dadurch bin ich mit dem Ergebnis auch wirklich zufrieden. Sie ist für meine Verhältnisse etwas kurz, jedoch ist sie zum Tragen in Taillenhosen gedacht und dafür passt es genau. Ich muss mich nur daran gewöhnen, bisher habe ich meine Oberteile länger genäht. Der steife Twill lässt die Bluse eher wie ein Jeanshemd fallen, aber ich mag das Akkurate daran. Nur im Rücken pludert ses schon sehr stark, mal schauen wie ich das langfristig finde. Bisher habe ich sie (außer für die Fotos) noch nicht getragen, aber diese Bluse und ich, wir werden Freunde werden.

Die Hose

Ein anderes Kapitel ist die Hose, mit ihr bin ich erst noch bei zarten Annäherungsversuchen. Aber selbst wenn es mit diesem Schnitt keine große Liebe werden sollte, habe ich bei der Umsetzung so viel gelernt, dass ich alleine damit schon zufrieden bin.
Beim letzten Zwischenstand bin ich euch ja noch Ausführungen zur Hose schuldig geblieben, wer also noch Lust hat:

Beim Auslegen der Schnittteile und messen der Stoffmengen bin ich ja immer sehr gewissenhaft. Mein Auslegen hat eine Stoffmenge von 2,96m bei normalem Saum bei einer Breite von 1,4m ergeben. Bei 5% Schrumpf wären das 3,11m gewesen. Da der Stoff nur 1,36m breit liegt und ich sehr knapp ausgelegt habe, habe ich 3,5m gekauft. Leider muss ich wohl während all dieser Prozessschritte betrunken gewesen sein, ich habe nämlich die unfassbare Menge von 1,3m übrig! Ich hoffe sehr, dass sich die Verkäuferin vermessen hat, sonst muss ich an meiner ganzen Methode zweifeln. Was mach ich jetzt bloß damit?

Beim Zuschnitt habe ich, eben der besseren Stoffausnutzung wegen, gleich beide Teile (Bluse & Hose) zugeschnitten und auch gleich mit Vlieseline verstärkt. Hier habe ich leider die Blusenvlieseline auch auf den Bund der Hose gebügelt. Die leichte Verstärkung reichte aber nicht für den Bund (er war noch sehr dehnbar), andererseits wollte ich sie auch nicht nochmal abpulen müssen. Online habe ich den Tipp gelesen eine zweite Lage darüber zu bügeln. Das halte ich jedoch nicht für sinnvoll.

Achtung, kurzer technischer Exkurs:
Jeder Klebstoff ist für eine gewisse Materialart bzw. Materialkombination ausgelegt. Es gibt Arten, die funktionieren für ganze Materialgruppen und manche nur für ganz spezielle Materialien. Und auf dieser Basis wollte ich nicht Vlieseline auf Vlieseline bügeln. Die Klebstoffe der Vlieselinen sind nicht auf sich selbst ausgelegt. In meinem Beispiel ist die H180 für „leichte Stoffe, wie Seide, Viskose, Acetat und Cupro“ vom Hersteller gedacht und nicht für 85% PA, 15% R-PES (Zusammensetzung der H180). Ja, ihr habt Recht, mein Twill stimmt damit von Material her auch nicht. Die Naturfaser birgt aber nicht die Gefahr wie die Kunstfaser, bei der die Oberflächenspannungen eine Haftung grundlegend verhindern könnten. Damit anderer Stoff ja, direkt Vlies auf Vlies nein.

Also habe ich zusätzlich steifere Einlage auf den Innenbund gebügelt. Das war wiederrum vom Nähen her schwierig. Normal muss der Innenbund bei mir einfach dem Außenbund folgen. Das wollte dieser steife Bund hier aber gar nicht. Um die Spannungen etwas zu reduzieren halten, habe ich den Bund zum ersten Mal innen an der Unterkante mit Schrägband versäubert und nicht eingeschlagen. Es gefällt mir optisch total gut und wird sich auch im Laufe der Zeit noch gut legen. Aber mit dem gestärkten, gekauften Schrägband habe ich meine Schwierigkeiten beim spannungsfreien Annähen des Bundes noch erhöht. Der steife, verstärkte Stoff mit der extra steifen Unterkante, da hatte ich mal gar nicht mitgedacht. Zum Schluss habe ich es hin bekommen und nach der ersten Wäsche und ein paar Mal Tragen ist das sicher kein Thema mehr.
Also merke ich mir: steife Vlieseline auf den Außenbund, Schrägband innen selbst machen und keine weiteren Experimente!

Um dem Hosenbein einen schönen, offenen Fall zu geben, habe ich mit einem stark verstärkten Saumbeleg gearbeitet. Von meinem Leinenrock hatte ich noch fertiges Bundband/Bundfix, das ich in der Verarbeitung als Bund eh nicht mochte. Somit habe ich es zugeschnitten für die Belege verwendet. Ergebnis ist ein rund fallender Saum, der die Form der Hose unterstützt.

Was stört mich noch? Die vordere Bügelfalte knickt am Knie immer nach innen, was ich sehr unschön finde. Ich frage mich, ob ich in der Mitte der Vorderhose zu viel Länge habe, also ob quasi die Bügelfalte in sich zu lang ist.

Abschließendes & Fazit

Das Bügeln des Stoffs war eine Herausforderung, er ist unglaublich zickig, da sich jede feinste Unebenheit sofort an der Oberseite durchgedrückt hat und als eine hellere Stelle an der Außenseite zurückgeblieben ist. Ich habe von Nähfreundinnen verschiedene Tipps erhalten und mit deren Hilfe habe ich es dann schon irgendwie hingebracht. Allerdings konnte ich auch damit nicht flächig bügeln, sondern nur mit der Bügeleisenspitze über Nähte etc. fahren.

Der letzte Schritt zum Blogpost macht mir für gewöhnlich keine Schwierikeiten, aber das Wetter am 23.12. war nicht sehr fotofreundlich. Wir hatten Sturmböen und Regen, der aus allen Richtigung gepeitscht wurde. Also gut, schon mal keine Bilder draußen. Wo dann hin? Hat es schon jemand erkannt? Genau, wir waren im Möbelhaus…
Sollte sich an Heiligabend noch eine Gelegenheit für Bilder ergeben, ergänze ich sie euch noch.

Ihr seid immer sehr einfühlsam mit meinen vielen Kritikpunkten, aber macht euch keine Sorgen, ich freue mich schon darauf diese Kombi zu tragen! Es ist einfach meine Art eine stetige Fehleranalyse zu betreiben, das muss aber oft nichts Schlechtes heißen.
Heute Abend wird das Ensemble gleich mal stolz und ein klein wenig mondän gestylt ins Nachleben ausgeführt und mit dem ein oder anderen Drink begossen!

Abschließend möchte ich sagen, dass es mir wieder eine große Freude war mit euch zu Nähen! Und vielen Dank, dass ihr euch immer die Mühe macht, meine Beiträge zu lesen und zu kommentieren. Das bedeutet mir sehr viel. Damit möchte ich euch erholsame Feiertage wünschen und wir lesen uns im neuen Jahr wieder.