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Allgemein Me Made Mittwoch

Hawaiihemden Doppelpack

Wieder ein Doppelpost zum MeMadeMittwoch? Ja, die machen mir einfach besonders große Freude. Und heute sogar im Partnerlook!

Stoff

Der hier verwendete Stoff war eine Empfehlung von Anne, sie hat ihrem Gatten daraus ein wunderbares Simplicity Hemd genäht. Es handelt sich um eine Baumwollpopeline, die es in drei verschiedenen Palmen-/Tropenmustern gibt. Der Stoff liegt 2,4m breit, man kann ihn jedoch nur in 0,5m Schritten kaufen. Ich finde man kann sich unter den Breiten oft wenig vorstellen, aber zur Verdeutlichung: dieser Stoff hat pro Laufmeter 71% mehr Fläche (im Vergleich zu 1,4 Breite). Also bekommt man fast Dreiviertel als Extramenge! 1m Lauflänge für beide Hemden wäre trotzdem etwas knapp geworden, aber 1,5m haben gut ausgereicht. Ich könnte für einen von uns beiden noch passende Shorts nähen…

Pattern matching

Wer schon länger mitliest, wird bereits bemerkt haben, dass ich in manchen Fällen sehr perfektionistisch an meine Arbeiten heran gehe. Umso mehr wird es euch vielleicht erstaunen, dass die beiden Hemden ohne Pattern matching, also ein Durchlaufen des Druckrapports, gefertigt sind. Ja, ich hatte natürlich darüber nachgedacht alle Kanten abzustimmen, aber mit dem Stoff und den Schnittteilen auf dem Zuschneidetisch habe ich mich dagegen entschieden. Warum? Auch das habt ihr vielleicht schon bemerkt, mein Hobby ist für mich auch ein Weg nachhaltig zu agieren: aus alten Vorhängen wird eine Jacke, aus Kleidergrube Funden ein neues Oberteil etc. Als ich also durch das Auflegen der Schnittteile feststellte, wie viel Abfall tatsächlich entstehen würde, sträubte sich etwas in mir. Auch wenn ich ein Pattern Matching an sich für die wertigere Variante halte, hätte es bei diesem großen Musterrapport nicht zu meinen eigenen Nachhaltigkeitswerten gepasst. Darum habe ich beim Zuschnitt lediglich ein wenig darauf geachtet nicht unbedingt direkt dunkelgrüne Flächen an weiße Flächen zu nähen. Belohnt wurde ich dafür mit dieser wunderbar kleinen Menge Abschnitten/Abfall (von zwei Hemden)!

Das Herrenhemd

Mein erster Hemdenversuch ist ja nicht soo beliebt beim Admin, also wollte ich nicht mit dem gleichen Schnitt wieder arbeiten. Ich hatte irgendwo den Tipp erhalten, dass es wohl einen Sebastian Hoofs Schnitt bei Bernina gab, der schmäler geschnitten ist. Glücklicherweise hatte ich den auch auf der Festplatte. Ich habe eine Größe 52 gewählt (die gemessenen Maße haben exakt zur Tabelle gepasst) und erstmal ein Nesselteil zugeschnitten. Oh Schreck, die Front ging nicht zu! Mit dem Wissens des Nesselteils fällt es mir heute auch auf den Beispielbildern des Schnitts auf, aber damals war ich bei der ersten Anprobe doch sehr überrascht. Er hat verhältnismäßig wenig Weite in der Brust, auch wenn der Umfang des Schnitts stimmt. Ich habe also bei der Größe 52 in der Mitte 2,5cm pro Seite erstmal zugegeben und später wieder auf 2cm gekürzt.

Über die Form der Armkugel hatte ich mich schon beim Schnitt kleben gewundert, die war so flach, dass sie mich eher an einfache Oberteile aus Jersey mit leicht überschnittenen Schultern erinnert hat. Das bestätigte sich im Nesselteil: massiver Faltenwurf vom höchsten Schulterpunkt aus nach unten und gleichzeitig hohe Spannung. Nur bei deutlich gehobenem Arm saß es ok. Ein Abtrennen der obersten Armkugel zeigte einen Stoffbedarf von 5cm bei hängendem Arm. Gleichzeitig war aber auch der Umfang des Ärmels zu weit. So konnte ich eine Ärmelverschmälerung von 4cm eingebracht. Durch das Rotieren des viergeteilten Schnittmusters erhöht sich die Armkugel automatisch (hier nochmal bei Pattydoo erklärt). Diese zusätzlichen 3,8cm Höhe waren ausreichend, um einen guten Sitz mit hängenden Armen, aber auch ein vernünftiges Heben der Arme zu ermöglichen. Wer mehr zu Ärmeln und deren Aufbau erfahren möchte oder generell an Schnittaufbau interessiert ist, dem kann ich Cornelius Quirings Videos auf Youtube ans Herz legen. Er betrachtet das Ganze sehr geometrisch und geht Schritt für Schritt den Aufbau durch.
Nähfreundinnen hatten mich motiviert, doch Sebastian Hoofs auf Instagram anzuschreiben, da sie ihn wohl schon mal kennengelernt hatten und ihn als sehr zugänglich empfunden haben. Leider habe ich auf meine Rückfrage bei ihm keine Antwort erhalten. Warum hat er wohl für ein recht klassisches Hemd so eine flache Armkugel gewählt?

Den Kragen habe ich auch anhand einem Quiring Video konstruiert. Er entwirft für ein Cuban Collar Shirt einen geraden Kragen und dem bin ich gefolgt. Ich bin mir bewusst, dass eine Krümmung im Kragen den Fall sicher noch etwas verbessert hätte, aber da dieser Kragen am Nesselteil zufriedenstellend saß, bin ich dabei geblieben.
Die Formel für die Kragenlänge lautet wie folgt
(Gesamtumfang Halsausschnitt Rücken & Vorderteile) – 2 * gewünschter Kragenrücksprung + 2 * NZ

Genäht, verarbeitet und versäubert habe ich dieses Hemd genau wie die Damenvariante, das könnt ihr im nächsten Abschnitt lesen.

Die Damenvariante

Für die Damenvariante konnte ich auf den vom Weihnachtsoutfit erprobten Schnitt zurückgreifen, der Ottobre Norma Bluse 2/2018. Den Schnitt habe ich bis auf die Länge nicht verändert.

Um genug Raum für meine sehr prominenten Schulterknochen zu machen, habe ich schon bei der ersten Version eine sehr hohe Armkugel eingefügt, die ich stark einhalten muss, um sie in das Armloch zu bekommen. Das gibt mir genug Bewegungsspielraum. Sollte ich allerdings eine dritte Variante nähen, würde ich sie doch etwas kürzen, nur um das Einnähen etwas zu erleichtern. Die Mehrweite von 5cm von Armkugellänge zu Armlochumfang (48,5 Ärmel und 43,5 Armloch) finde ich doch sehr an der Grenze, um es noch faltenfrei eingesetzt zu bekommen.

Ich habe mehrere normale Hemden, die ich gerne in der Taille binde, darum wollte ich bei dieser Variante es mal mit kleinen Bindebändern und einer „cropped“ Version versuchen. Die Idee dazu stammt vom Helens Closet Gilbert Top. Aber ich alte Stoffsparerin habe die beiden kleinen Flügelchen natürlich nicht direkt mit angeschnitten, sondern aus Resten genäht und zwischen Beleg und Vorderteil eingesetzt. Dass sie eingesetzt sind, sieht man nicht, das verschwindet später im Knoten.

In meinem ersten Bericht zur Norma Bluse hatte ich mich darüber beschwert, dass ich die Verarbeitung der Nahtzugaben beim Kragen schlecht finde. Das Hemd wird ohne Passe verarbeitet. Dafür wird die Nahtzugabe vom Kragen komplett durchgeschnitten, damit sie im Rückenteil nach oben und im Vorderteil (wo die Blende sitzt) nach unten gelegt werden kann. Sowas mag ich nicht, das fühlt sich wie eine Sollbruchstelle an. Damit war klar, diesmal will ich mit einer Passe arbeiten! Jedoch konnte ich die Verabreitung mit der Burritomethode hier leider nicht umsetzen, da das Hemd keinen Kragensteg hat. Bei Hemden mit Kragensteg kann erst die Passe so aufgenäht werden, dass Schulter- sowie auch die Naht zum Rückenteil eingeschlossen sind. Anschließend versäubert dann der Kragensteg den noch offenen Bereich im Halsausschnitt. Aber egal wie viel ich gegrübelt habe, für diese Variante habe ich mit der Art von Kragen keine Lösung gefunden. Also habe ich mich an der Verarbeitung orientert, wie man einen Halsausschnitt mit umlaufenden Belegen versäubert. Ich habe zuerst den Kragen auf den Körper geheftet, dann die beiden vorderen Belege und die Passe an den Schulternähten zusammengenäht und anschließend diese Belegeinheit mit dem Körper verbunden. An diesem Punkt sind alle Nähte im Halsausschnitt und an der vorderen Kante geschlossen, die Schulternaht und die Naht zwischen Passe und Rückenteil sind allerdings noch nicht mit der Passe verbunden. Die Passe wird nun an die Schulternaht genäht. Für die letzte Naht wäre Burrito wieder schön, das ging aber mit dem ganzen Stoff inkl. Kragen nicht mehr gut, also habe ich ein wenig gecheatet und die untere Kante der Passe umgebügelt und so aufgenäht.
Edit: Birgit hat letzten MMM bei ihrem Albie Woven Shirt von einer Technik mit Burrito berichtet und ich hätte beinah den Schnitt gekauft, nur um an die Anleitung zu kommen…

Beide Hemden sollten der Lässigkeit wegen einen Ärmelaufschlag nach außen erhalten. Ich habe tatsächlich schon mal in einem Tutorial gesehen, dass dafür einfach der Saum nach außen geschlagen werden soll. Warum ist das keine hochwertige Lösung? Man sieht die Stoffrückseite außen, was bei Druck wie in diesem Fall eh gar nicht möglich wäre. Zusätzlich soll der Aufschlag ja an der Oberkante „frei“ (Lässigkeit, ihr erinnert euch), also nicht angenäht sein. Der Umschlag soll aber trotzdem an Ort und Stelle bleiben und selbstverständlich von allen Seiten versäubert sein. Wie das klappt, habe ich euch hier dokumentiert.

  • Der Bereich des Ärmels in dem der Saum sein soll, muss entweder gerade sein, also keine Verjüngung Richtung Handgelenk haben (so habe ich es für diese beiden Hemden gemacht) oder der Winkel der Verjüngung muss für jede Saumstufe in die richtige Richtung mitankonstruiert werden. Verzichtet man darauf muss man viele verschiedene Umfangsmaße zusammenbekommen und riskiert Falten beim Nähen.
  • Zuerst wird ein ganz schmaler, einfacher Umschlag gebügelt, bei mir 0,5cm
  • Dann habe ich das Ganze erneut auf 7,5cm eingeschlagen und ganz knapp an der schmal umgebügelten Kante angenäht (orange Linie in der Abbildung). Noch nicht bügeln.
  • Jetzt haben wir quasi einen herkömmlichen, aber sehr breiten Saum genäht, dessen erster Umschlag 0,5cm und dessen zweiter Umschlag 7,5cm misst.
  • Nun schlage ich diesen Saum nach außen auf und bügel ihn in meiner gewünschten Breite (4,5cm). Wieso nicht direkt nach dem Annähen bügeln? Je nach Stoff verschiebt die Rollweite des Stoffs (Die innere Stofflage hat in den Kurven eine kürzere Länge, als die Äußere) die Saumkante nochmal um ein paar Milimeter. Eine bereits eingebügelte Kante wieder rausbügeln und wenige mm weiter neu einbügeln wäre unnötig mühselig.
  • Diesen Aufschlag im Nahtschatten der Ärmelnaht anheften.

Et voilà, ein lässig aufgekrempelter Ärmel, der genau da bleibt wo ihr ihn haben wollt, bei dem alle Kanten versäubert sind und keine Naht sichtbar ist.

Genug gelabert, ich wünsche euch schon mal viel Freude beim MeMadeMittwoch im Juli.

16 thoughts on “Hawaiihemden Doppelpack

  1. Ui, ich habe den Stoff direkt von Weitem erkannt 🙂 und bei dem Muster finde ich Pattern Matching gar nicht so entscheidend oder besser gesagt hast Du es auch mit diesem leichten Matching schon sehr gut gelöst, sodass es im Alltag und in Bewegung gar nicht auffällt, dass es nicht exakt passt.

    Ich finde beide Hemden richtig schön – ein wenig verwundert war ich über die Hürden bei der Erstellung insbesondere des Herrenhemdes, insbesondere bei der Armkugel. Nunja, aber davon sieht man dem fertigen Hemd gar nichts an – ist denn der Admin davon mehr angetan als vom ersten Hemd?

    Und ich plädiere unbedingt für eine Shorts 🙂

    Liebe Grüße, Anne

  2. Gefallen mir sehrsehr gut, eure Partnerhemden und auch der Stoff ist sehr schön; farblich und vom Muster her nicht ganz so wild, wie die üblichen Haweiimuster.
    Schade, dass du auf deine Anfrage von Sebastian Hoofs keine Rückmeldung bekommen hast. Ich habe ihn vor Jahren mal kennengelernt und kann nur sagen, dass er ein ganz reizender Mensch ist.
    Falls du dich schlau machen möchtest, wie die Burrito -Methode funktioniert, empfehle ich YouTube; einfach Schulterpasse nähen in den Suchverlauf eingeben.
    Lieben Gruß von Susanne

      1. Vielleicht hatte er einfach nur keine Lust auf eine Armkugel Grundlagen Schulung für einen Laien 😉
        Ja, doppelte Passe habe ich, aber halt eben ohne die einfache Burrito Methode.
        Freut mich, dass es dir gefällt.
        Grüße, Tina

  3. Beide Hemden bzw. Hemd und Bluse gefallen mir richtig gut. Danke für die Erläuterung zum Ärmelaufschlag. Darauf kann ich bestimmt mal zurückkommen.
    Insgesamt bin ich von deinen ausführlichen Beschreibungen immer sehr begeistert – mir fehlen dafür meist die richtigen Worte.

    LG Miriam

  4. Cool, Eure Hemden. Mir ist beim Zerlegen von Herrenhemden aufgefallen, dass sie generell eine viel flachere Ärmelkugel haben als Damenblusen. Dadurch kann Mann die Arme heben, ohne dass gleich das komplette Hemd aus der Hose rutscht. Natürlich bezahlt man das mit Falten unter dem Arm, finde ich aber aus Bequemlichkeitsgründen besser. Tatsächlich will ich bei meiner nächsten Bluse einen Herren-Ärmel einarbeiten und ausprobieren, ob ich damit mehr Bewegungsfreiheit gewinne.
    LG, Stefanie

  5. Oh, da bin ich sehr gespannt darauf! Danke für die Erklärung. Leider saß der Ärmel am Nesselteil so gespannt, dass er die Arme kaum hängen lassen konnte, ohne vom Stoff beschränkt zu werden. Naja bestenfalls ist der jetzige Ärmel ein Kompromiss…

    1. Ja, offensichtlich ist der Original-Ärmel aus Deinen Schnitt ein Konstruktionsfehler. Ärgerlich, so etwas. Aber Du hast das Problem ja gut gelöst. Übrigens finde ich Deine Bindebänder eine echt gute Idee, das habe ich gar nicht erwähnt.
      LG, Stefanie

  6. Lustig, gerade hatte ich eine Ottobre in der Hand, die eine Bluse mit einem ähnlichen Stoff zeigt. Allerdings nicht Norma. Deine inzwischen beiden Versionen finde ich gerade auch von der Stoffauswahl her aber um vieles schöner als die Norma im Heft. Deine Beschreibung zum Herrenhemd überzeugt mich noch mehr, beim Hemd für den Besten, wenn ich es denn endlich mal angehe, unbedingt ein Nesselteil zu machen. Und ich bin froh, dass eure Hawaiihemden nicht gar so schreiend sind wie manche gesehene, hätte mich bei dir aber auch gewundert 😉 Euren Partnerlook finde ich sehr süß, wie oft zeigt ihr euch aber wirklich gemeinsam im Hawaiilook? 😉
    Liebe Grüße, heike

    1. Wir hatten die Hemden im Urlaub in Wien dabei, die Bilder des Besten haben wir am ersten Tag gemacht, meine am Zweiten. Für die Partnerfotos haben wir uns aus dem Hotel geschlichen und einen ruhigen, menschenleeren Platz in der Nähe gesucht. Und gleich nach den Bildern wieder zurück. Beantwortet das deine Frage? 😀

  7. Partnerlook ist nicht so meins, aber man muss ja auch nicht gemeinsam darin unterwegs sein… Für sich genommen finde ich sowohl die Herren- als auch Damenversion sehr schön. Die Bluse sogar noch einen Tick schöner, weil Schnitt-Stoff-Kombination überraschender. Für mich war Haiwiihemd bisher gleich Männermode. Bleibt, Euch einen schönen Urlaub zu wünschen. Viel Freude damit. LG Manuela

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