I am sunshine – I am patterns
Die Damen die auf der NähFrauenReise den Sonntagnachmittag mit mir verbracht haben, können sich vielleicht noch erinnern, dass ich als nächstes eine schwarze Bluse nähen wollte. So weit, so gut… So war zumindest mein Plan, bis ich mit dem tollen karamellfarbenen Breitcord Stoff vom Tauschsofa (Vielen Dank an Frau H. aus E!) im Zug saß und geträumt habe, was daraus wohl werden könnte. Also habe ich begonnen nach einem lässigen Hosenschnitt zu suchen, etwas karottig oder bauchig vielleicht. Leider hat mich kein Schnitt wirklich überzeugen können. Also habe ich überlegt, welcher Schnitt klassische Jeanselemente hat und sich vielleicht gut ändern ließe. Dabei denke ich sofort an den Megan Nielsen Dawn Schnitt, den wollte ich aber auch nicht wirklich kaufen. Damit musste ich weiter suchen und bin wieder auf einen Schnitt von I am patterns gestoßen. Als er veröffentlicht wurde, habe ich ihn mir gespeichert, für den Fall, dass ich jemals eine gerade Jeans nähen möchte. Wie sich herausstellte, hätte ich nicht nur schnell ein Bild speichern sollen, sondern den Schnitt genauer anschauen. Dann hätte ich damals schon gesehen, dass es zwei Versionen gibt, eine gerade und eine ballonförmige. Da war er, mein erträumter Cordhosenschnitt!
Die Maßtabelle hat mich erstmal ziemlich genervt, da sie in der englischen Übersetzung nur in inch enthalten war. Weil ich zu faul war alles umzurechnen, habe ich nochmal gesucht und festgestellt, dass in der französischen Anleitung die Maßtabelle metrisch ist. Um ehrlich zu sein, kann ich absolut nicht verstehen, wieso man in die englische Anleitung nicht beide Varianten aufnimmt?
Als das gelöst war, stand ich vor der nächsten maßlichen Herausforderung ‚welche Größe nähe ich?‘ Bei der Taille lag ich zwischen 36 und 38, mit dem Gesäß zwischen 38 und 40. Allerdings gab die Fertigmaßtabelle bei meinen Maßen mit der 38 immer noch eine Mehrweite von 6,5 cm um den Hintern an. Da ich bei den bisherigen Hosen (Persephone und Flint Pants) immer mit der Nummer kleiner richtig war und genug Mehrweite im Fertigmaß, habe ich mich für die 38 entschieden. Dank meines ersten Nesselmodells weiß ich mittlerweile, dass ich keine französische 38 bin. Das Reinschlüpfen ging noch, aber entlang des späteren Reißverschluss zustecken war schon nur noch mit Baucheinziehen möglich.
Da ist keine Lust hatte, den Schnitt nochmal zu drucken, habe ich überlegt, ob ich nur etwas mehr Weite in die 38 einarbeiten soll, mich aber schlussendlich doch für einen Neustart mit der 40 entschieden. Schließlich wollte ich ja keine schmale Jeans, sondern etwas lockeres. Nesselmodell 2 hat mich gleich beim Anziehen schon für das erneute Schnitt kleben entschädigt. Es fühlte sich viel besser an.
Die Passform der Vorderseite war gut, um den Hintern gab es noch ein klein wenig Verbesserungspotential:
- nur im untersten Bereich hatte ich, um es mit Esme Young zu sagen, einen „Hungry Bum“, die Schrittnaht spannte zwischen die Pobacken
- die obere Kante stand in der Rückenmitte ab und
- entlang der Unterkante des Sattels gab es eine Querfalte
Den Hungry Bum habe ich mit dem Low Butt Adjustment aus den Jeans Fitting Tipps von Closet Core Patterns behoben. Das hat sehr gut und einfach funktioniert. Den Rest habe ich einfach an mir abgesteckt.
Für gewöhnlich nähe ich bei Nesselmodellen keine Details, also auch keine Taschen. Da mir die Tasche aber sehr klein erschien, habe ich sie auf einer Seite genäht und ich kann mich nur beschweren! Es gibt doch unzählige Einträge im Internet in denen sich Frauen über mangelnde Taschen/zu kleine Taschen beschweren etc. Und auch in der Nähcommunity ist das Thema Taschen omnipräsent… Damit hat es mich wirklich erstaunt, dass ich bei diesem Taschenschnitt gerade mal meine Finger reinbringe. Ich habe die Tasche also um 6cm tiefer gemacht.
Die Hose hat eine Besonderheit, die Hosenbeine sind jeweils einmal horizontal getrennt. Der Stoff war nicht an einem Stück, sondern in zwei Teilen, wobei ein Streifen circa 60cm lang war aber volle Stoffbreite und ein zweites Reststück 80cm. Aus Sicht der Bequemlichkeit hätte ich die Trennung gerne in den Bereich der Waden gelegt. Meine Sorge war allerdings, dass eine solche umlaufende Trennung zu sehr an die Wanderhosen erinnern würde, die mittels Reißverschluss auf 7/8 getrennt werden können. Da ich bei einer Cordhose diese Optik nicht wollte, habe ich die Nähte bei Vorder- und Hinterhose auf verschiedene Höhen gelegt. Die Vorderhose trennt im Bereich Wade, bei der Hinterhose habe ich eine Naht auf der Oberschenkelrückseite in Kauf genommen.
Das Nähen an sich verlief gut. Die Konstruktion des Reißverschlusses fand ich etwas komisch, allerdings kann ich keinen exakten Grund nennen, es hat sich irgendwie einfach nicht angenehm/flüssig genäht. Vor dem Anbringen des Bunds habe ich die Leibhöhe noch etwas begradigt, die hintere und vordere Mitte waren je 1cm höher als die Seiten. Beim Bund bin ich komplett vom Schnitt abgewichen, bzw. habe ich ihn einfach so angesteckt, dass ich die Hose quasi maximal „gerafft“ habe, bevor der Stoff beginnt Falten zu werfen. Ich habe ihn also rund 3 – 4 cm verschmälert. Das passt sehr gut für mich, da genau auf der Höhe des Bundes mein Hüftknochen endet und der Umfang somit deutlich abnimmt.
Die Hosenbeine habe ich um 6cm verlängert und die Taschen einfach frei nach Geschmack positioniert.
Nach den ersten ausgiebigen Tragetests kann ich schon mal berichten, dass ich sehr zufrieden mit der Passform bin. Ich finde sie bequem und lässig. Sollte ich sie wieder nähen, würde ich allerdings einen längeren Reißverschluss verwenden, laut Schnitt sind 12 cm vorgesehen, wird aber bei meinem Größensprung von Taille zu Hintern beim Anziehen schon eng. Beim nächsten mal lieber 14 cm.
Wer bis hier her gelesen/durchgehalten hat, darf sich ein Fleißsternchen ins Karmaheft machen und sollte sich dann unbedingt die Sommergarderobe der anderen Me made Mittwoch Damen anschauen.
Auch verlinkt beim Kleider Sewalong, Blogpost #1.
Ich bin begeistert!!! Da hätte der Stoff keine bessere Bestimmung finden können! Die Hose sieht toll aus!
Ich hatte aus diesem Stoff übrigens auch eine Hose mit geradem Bein und 7/8 Länge genäht – aber nicht so schön wie deine!
Viele herzliche Grüße
Irene
Es freut mich außerordentlich, dass dir meine Hose gefällt! Sollte es wieder ein Treffen geben, können wir jetzt quasi im Hosenpartnerlook gehen 🙂
Grüße
Die Hose sieht super aus. Vielen Dank für die umfangreiche Beschreibung! Toll fand ich auch, das Probemodell zu sehen! Die Idee, dafür gepatchte Stoffreste zu nehmen, fand ich genial! Mir fällt es nämlich oft schwer selbst extra dafür gekauften Nesselstoff für die Tonne zu produzieren.
Liebe Grüße
Tina
Kann ich total verstehen, ich mag auch keine guten/ganzen Stoffe verwenden, aber für Stoffreste ist es super. Meine Nesselmodelle sind echte Frankensteins Monster. Aus dem ersten Modell habe ich dann auch wieder das Zweite gemacht und die Taschenbeutel der Cordhose sind auch aus dem zweiten Nesselmodell. Der restliche Stoff wird dann wieder fürs nächste Modell aufgehoben… Und das Zusammenheften mit Zickzackstich dauert auch nicht soo lange. Also ich kanns nur empfehlen 😉
Grüße
Deine ganze Vorarbeit hat sich gelohnt, die Hose sitzt super und sieht klasse aus.
LG von Susanne
Tolle Hose, der ganze Aufwand hat sich gelohnt. Besonders gut gefallen mir die horizontalen Teilungsnähte an den Beinen. Deine Hose schaut echt mega bequem aus und sitzt perfekt.
LG
Sandra
Toll, danke für die ausführliche Beschreibung. Ich mag sehr gerne solche Berichte.
Schöner Gruß Mema
Schön, dass dich mein Bericht interessiert!
Die Hose sitzt klasse!
Herzlichen Dank für die ausführliche Beschreibung des Schnittes und der Änderungen! Ich hatte den Schnitt auch schon im Focus.
Bei Deinem Frankenstein-Nessel musste ich grinsen – ich bin also nicht alleine mit der Methode. Nicht nur Reste sondern auch ausrangierte Bettwäsche und löchrige Kaufklamotten müssen dafür herhalten.
Herzlichst
Marion
Da schreibe ich doch umso lieber, wenn ich weiß, dass ihr es nicht zu detailreich findet. Ja, man kann da wirklich alles verarbeiten und das mach ich auch wirklich. Allerdings schaff ich es damit auch, dass ich mehr Nesselstoff geschenkt bekomme, als ich verarbeite. Andere Näherinnen sammeln normale Stoffe, ich etwas unfreiwillig Nesselstoff 🙂
Grüße
Die Hose sieht toll an Dir aus. Aber was für eine Geduld Du hast gleich 2 Probemodelle zu nähen.
LG Gabi
Manche nennen es Geduld, manche Zwang 😉 Nein ernsthaft, ich nähe so lange Probeteile bis ich zufrieden bin, ansonsten mag ich den guten Stoff gar nicht anfangen… Dann lieber etwas anderes nähen.
Grüße
Witzig, wie du das Problem mit den zu kleinen Stoffresten gelöst hast, sieht voll nach einem Designelement aus. Und auch der Rest der Hose ist echt klasse! Ein schwarzes Oberteil passt bestimmt auch super dazu 😉
Liebe Grüße Christiane
Ja, Schwarz passt sicher, da hast du Recht. Was sonst noch passt, muss ich noch etwas durchprobieren, da hab ich noch nicht viel getestet.
Grüße
Danke für diese ausführliche Schnittbesprechung! Den Schnitt habe ich auch schon eine Weile auf der Festplatte. Ich hatte ja aus der gleichen Reihe den Blazer genäht (Fullmoon heißt der glaube ich). Mit dem Blazer bin ich sehr zufrieden , aber die Anleitung fand ich auch – gewöhnungsbedürftig. Toll, wie Du die Hose angepaßt hast! Das hat sich wirklich gelohnt, und die Teilungsnaht in den Hosenbeinen ist doch unbedingt ein gewolltes Designmerkmal. Die Hose steht Dir wirklcih gut, und wie nett, daß sie aus einem Stoff vom Tauschtisch entstanden ist, da hast Du auch gleich eine wunderbare Erinnerung ans Bloggertreffen.Ich habe mittlerweile noch einen anderen ähnlichen Schnitt entdeckt, die Worker Trousers von Modern Sewing, sind ähnlich vom Schnitt her, aber haben vermutlich eine bedeutend bessere Anleitung.
Liebe Grüße, Barbara
Ja, ich muss gestehen, dass ich deinen Blazerbeitrag damals gelesen habe, aber wohl so auf den Blazer fixiert war, da ist mir die Hose nicht aufgefallen. Die Worker Trousers sind auch noch etwas höher geschnitten, sehr cool und ich kenne das Label gar nicht. Hast du schon mal was von ihnen genäht?
Grüße
Vielen Dank für Deine ausführliche Besprechung! Ich hatte bei I Am schon mal schlechte Erfahrungen mit einem Schnitt gemacht und war dann immer etwas skeptisch. Aber das scheint ja super geklappt zu haben. Deine Hose sitzt prima!
LG Julia
Welchen Schnitt hast du von ihnen genäht, dann kann ich um den gleich einen weiten Bogen machen? Ja, der Sitz des Schnittes ist gut, es war eher die Anleitung/Verarbeitung die ich nicht ganz optimal fand.
Grüße
Eine wunderbare Hose mit perfekter Passform. Da hat sich die Mühe des anpassens wirklich gelohnt.
Ich bin ebenfalls schwer beeindruckt von deiner akribischen Vorarbeit, deiner Geduld und Mühen. Aber vermutlich geht es für wirklich optimal passende, enge/figurnahe Hosen nicht anders.
LG Miriam
Dem kleinen Nerd in mir hast du mit ‚akribisch‘ auf jeden Fall eine große Freude gemacht 🙂
Liebe Tina – it’s a match! Stoff und Schnitt passen perfekt zusammen und an ihre Verbinderin! Ich habe vor einiger Zeit die Betty von Fibre Mood aus ganz ähnlichen Überlegungen genäht wie Du (allerdings nicht in einer so fantastischen Farbe) und kann berichten, dass sich der erste, sehr positive Trageeindruck des lässig-lockeren Stücks auch on the long run bestätigt hat. Also Dir ganz viel Spaß mit einem hoffentlich neuen Lieblingsteil!
Herzlich: Charlotte
Ich hab den Schnitt gleich mal angeschaut und ich kann mir gut vorstellen, dass Betty auch sehr bequem ist. Und deinen dunkelblauen Cord ist wirklich wunderschön, den Stoff hätte ich mir auch ausgewählt! Danke für deine netten Worte.
Grüße
Toller Post über eine perfekt sitzende Hose und die dafür nötigen Anpassungen. Ich lese gern so ausführliche Texte, nehmeda immer was für mich mit. Und dein Probemodell ist ja schon fast designverdächtig – cooles Patchwork und voll im Trend, würde ich sagen.
Liebe Grüße von Ina
Stimmt, so hab ich es noch gar nicht gesehen… Patchwork Jacken sind gerade modern, vielleicht meine Hosen auch bald 😉 Das liest man gerne, wenn du etwas von meiner Beschreibung für dich mitnehmen kannst.
Grüße
Gefällt mir sehr-sehr gut, sowohl die Hose als auch Dein Post! Ich musste ja ein wenig schmunzeln, dass Du Deine neue Lieblingsfarbe – Rost – selbst schon auf Tauschtischen entdeckst. Die Hose ist Dir wirklich super gelungen. Chapeau! Da Du Esme Young erwähnst, hast Du eine Möglichkeit gefunden, BBC in Deutschland und damit den Great British Sewing Bee zu sehen? Liebe Grüße Manuela
Ich wollte ja eigentlich gar nichts vom Tauschtisch nehmen, aber dann hat da dieser Stoff geleuchtet 🙂 Beim Schnitt hab ich ja auch kurz an deine dp 305 gedacht, aber ich denke der Cord wäre da evtl. etwas zu dick gewesen.
Grüße
Die Hose sieht absolut genial aus – das war jede Mühe Wert! Perfekter Sitz und diese superschöne Farbe….
Hungry bum? hatte ich noch nie gehört – aber ich hab mich belesen. Ich kenn es unter Arsch-frisst-Hose 😀
Freut mich, wenn sie dir gefällt!
Ja, ich finde hungry bum ist die etwas nettere kleine Schwester von Arsch-frisst-Hose 😉
Grüße
Wow! Die Hose ist richtig richtig toll geworden! Bravo. liebe Grüße von Ellen
Ja wirklich…. die Hose sitzt super!
LG
Christine
gradiose hose! und die teilung genial gelöst!
und du hast mir damit einen flashback beschert: sommer 1984 hatte ich eine quasi genauso geschnittene hose in – ha! – breitcord. aber buttercremefarben…….
wo hast du die farblich passende katze her??? 😀
xxx
Wie schön, dass wir beide (zwar mit ein paar Jahren Zeitversatz) im Partnerlook sind 😉
Die Katze ist eine Fotobombe über die ich mich auch sehr gefreut habe, vor allem weil ich sie erst später auf den Fotos gesehen habe.
Grüße, Tina
Sehr schöne Hose und sehr weise, vorher ein Nesselteil zu machen als nachher eine Hose zu haben, bei der beständig der Bauch eingezogen werden muss. Die Teilungen finde ich spannend gesetzt und machen richtig was her. Viele Grüße,
Ina
Ich bin ganz überrascht, dass ihr die Teilung interessant findet. Ich wollte sie eher einfach so unauffällig in der Struktur der Hose untergehen lassen. Obwohl ich vermute, dass mir das bei Nicht-Nähern wahrscheinlich auch gelungen ist 😉
Nein, auf Bauch einziehen habe ich bei dieser Hose wirklich keine Lust. Ich habe schon Kleidungsstücke, wo ich so eine Freude an der Optik habe, dass ich dafür gerne ein paar Stunden unbequem bin, aber bei dieser Ballonhose darf das wirklich nicht der Fall sein.
Grüße
Servus Tina,
ich freue mich riesig, dass du diese tolle Schnürlsamthose bei mir verlinkt hast. Mir gefällt sowohl der Schnitt als auch die Farbe der Hose ausgesprochen gut! Liebe Grüße
11i
PS.: Ich würde mich freuen, dich auch bei meiner wöchentlichen LinkParty „Dings vom Dienstag“ begrüßen zu dürfen. Vielleicht hast du Zeit und Lust? Mehr Info findest du bei Interesse hier:
https://elfiskartenblog.blogspot.com/2018/12/neuigkeiten.html
Klasse! Wenn ich die gesamte Vorarbeit lese, kann ich mich für ein Nachahmen wohl nicht aufraffen. Alle Änderungen haben sich hier gelohnt. ich habe noch nie eine Probehose genäht (akute Faulheit), wäre hier wohl von Vorteil. Krass die kleinen Taschen. Danke für deine ausführliche Schnittbeschreibung…hach ich finde die Hose schon wirklich wirklich wunderschön.
LG Birgit
Raff dich ruhig auf, du wirst es nicht bereuen. Ich schreibe ja so ausführlich darüber, damit sich hoffentlich die ein oder andere Leserin ein paar Versuche sparen kann 🙂 Allerdings bin ich ein Fan von Nesselteilen, ich kann dir also nicht guten Gewissens dazu raten, sie wegzulassen.
Es freut mich sehr, dass dir meine Hose gefällt. Vielleicht bekommen wir ja doch mal eine Sunshine von dir zu sehen 🙂
Grüße, Tina