Allgemein Me Made Mittwoch

schwarze Leinenbluse mit Chiffonärmel & Grasser No. 154

Zum Me Made Mittwoch im Juni gibt es eine Neuerung auf meinem Blog: den ersten Gast! Es wird heute also um ein Kleidungsstück gehen, das ich für – nennen wir ihn – den Admin genäht habe und um eines das ich für mich genäht habe.

Grasser No. 154 Freebook T-Shirt

Für gewöhnlich kaufe ich nicht bei Angeboten/Newsletter Ankündigen etc. Aber letztes Jahr hat Clara Stoffe einen Leinenjersey beworben, der mich interessiert hat. Die Farbe wurde im Shop als asphaltgrau bezeichnet, die Bezeichnung passt wirklich gut. Die Haptik des Stoffs ist eher rau, aber auf eine sehr angenehme Art und der Jersey hat einen ganz leichten Fall. Gerade an wärmeren Tagen wurde mir berichtet, ist der Stoff besonders angenehm. Bei der Suche nach Herrenshirts konnten wir uns schnell auf den Grasser No. 154 Schnitt einigen. Er hat leicht überschnittene Schultern und ist ansonsten sehr minimalistisch. Es ist auch ein Schnitt mit Rollkragen enthalten.
Bei der Größe habe ich eine russische 52 in der Größengruppe 188 -194 cm verwendet. Das Brustmaß passte mit 104cm genau zur Größe 52 und passt auch in der Realität sehr gut. Ich habe lediglich 6cm Länge zugegeben, da ich die Anweisung hatte, dass es unter keinen Umständen zu kurz sein dürfte. Der Schnitt hatte die gewohnte Grasser Qualität, ich kann nichts beanstanden. Ich habe ein „darf ich wieder Nähen“ vom Admin bekommen und das heißt schon was. Um es schlicht zu halten, habe ich alle Kanten nur mit der Zwillingsnadel gesäumt. Gerade weil es sich um ein Freebook handelt, kann ich eine klare Nachnähempfehlung aussprechen.

Leinenbluse mit Chiffonärmel – ein Recycling Projekt

Von meinem Abendkleid mit goldenem Burstpanzer hatte ich noch ein Stück des Rockstoffs übrig, ein schöner schwarzer Chiffon. Der Stoff ist transparent, leicht und fällt einfach herrlich. Durch genau diesen Fall habe ich an transparente Ärmel gedacht. Bei einer Recherche in meiner Stoffexcel fand sich leider kein passender Kombinationsrest. Damit verschwand die Idee im Frühjahr 2021 erstmal wieder auf meiner Projektliste.

Ende letzten Jahres habe ich dann ein Kleid bei uns in der Kleiderkammer ertastet (ich schaue mich in Second Hand Läden immer mit den Fingern um, in der Hoffnung gute Stoffqualitäten zu finden) und wegen des tollen Stoffes gekauft. Meine Hoffnung hat sich daheim bestätigt, der etwas gröbere Leinenstoff des Kleids ist ein guter Partner für die Feinheit des Seidenchiffons. Der Stoff ist eine Mischung aus 60 Prozent Leinen und 40 Prozent Viskose. Nach mehreren Stunden Auftrennen kam leider eine kleine Enttäuschung – der Schnitt hat kleinere Stoffstücke ergeben als gehofft. Das Kleid hatte im Oberkörper Wiener Nähte und auch der Rock ist nicht einteilig. Damit wurde es beim Zuschnitt teilweise wirklich eng. Auf dem Bild sieht man, wie knapp es teilweise war. Aber ich habe einfach beschlossen das Wiederverwenden ein bisschen zu zelebrieren: Das fertige Stück hat an der Saumkante noch die sichtbaren Abnäherdreiecke, in der vorderen Mitte eine alte Bügelkante und daneben eine Teilungsnaht. Ich mag es.

Der Schnitt ist aus der Burda Ausgabe 1/2019 #121 (ich würde den Schnitt oder die Ausgabe gerne verlinken, aber auf der Burda Website sind beide nicht mehr auffindbar, darum oben nur ein Bild des Modells). An sich ist es ein Oberteil von einem Etuikleid, aber es ist schon gut auf mich angepasst und damit habe ich es als Basis verwendet. Mehr zu diesem Schnitt zeige ich euch nächsten Monat. Ich habe Größe 38 ohne Taillenabnäher genäht. Das Ziel war ein Oberteil, das im Schulterbereich sitzt, aber unterhalb der Brust eher weit ist. Den gesamten Ärmel habe ich um 6 cm verbreitert (das Bild oben zeigt links den originalen Ärmel und rechts meine Änderung) und auf 68cm verlängert, damit er am Handgelenk eine schöne Weite und Länge hat. Als Abschluss haben sie eine schlichte, nicht geknöpfte Manschette mit einem Umfang von 21cm angenäht.
Beim Zuschnitt des Körpers habe ich alles so lange wie möglich zugeschnitten. Als der Körper dann zusammengefügt war, habe ich ihn auf die noch maximal mögliche Länge gekürzt. Um nicht zu viel Länge an den Saum zu verlieren, habe ich aus den kleinen Resten Schrägband zugeschnitten und damit gesäumt. Es hat einen zusätzlichen Vorteil: die Unterkante hat dadurch mehr Stand und steht fester. Bei dieser Länge gefällt mir das gut.

Da ich den Rücken aus Stoffgrößengründen in der Mitte eh trennen musste, habe ich das gleich genutzt und einen kleinen Schlitz eingebracht, damit ich es leichter über den Kopf ziehen kann. Schließlich fehlt bei meiner Schnittverwendung (ich glaube man nennt das auch Schnittmuster Hack 😉 ) der Rückenreißverschluss. Ein normaler Knopf hatte mir nicht gefallen, aber ich habe eine kleine geflochtene Kugel aus schwarzem Gummiband gefunden. Damit es stimmig ist, habe ich auf der Gegenseite, ebenfalls aus elastischem Garn, eine Schlaufe geflochten und angebracht.

Ich liebe die Ärmel und habe so viel Freude in diesem Oberteil! Vor allem wenn die Ärmel sich leicht bewegen, mag ich das Gefühl, das mir die Bluse gibt.

36 thoughts on “schwarze Leinenbluse mit Chiffonärmel & Grasser No. 154

    1. Ich bin mir da oft unsicher, wenn ich Second Hand kaufe und dann direkt auftrenne. Wäre es nicht noch wertvoller gewesen, wenn es jemand kaufen hätte können, der es in seinem ursprünglichen Zustand getragen hat? Aber vielleicht hätte es ja keine Käuferin gefunden… Ach, wer weiß.
      Ich freue mich, wenn dir mein Beitrag gefällt.
      Grüße, Tina

  1. Super tolles Projekt 👍
    Das Burda alle alten Links und viele Schnitte auf deren Homepage eingestampft hat, war mir auch aufgefallen. Kein alter Link funktioniert mehr und über die Suche findet man anhand der Modellnummer auch nichts mehr 🙁 Ich weiß nicht, ob Burda sich damit einen Gefallen getan hat.

    1. Danke! Ich glaube auch, dass das langfristig keine gute Entscheidung war. Ja, sie wollen natürlich die neuen Schnitte verkaufen, aber ich habe auch immer mal wieder alte Einzelschnitte gekauft. Ich hoffe, dass das alles noch kommt und nur aktuell noch nicht umgezogen ist.
      Grüße, Tina

  2. Sehrsehr schön dieser Materialkontrast von grobem Leinen und zartem Chiffon. Ein wirklich gelungenes Upcycling. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie vergleichsweise wenig Stoff man aus einem zugeschnittenen Kleidungsstück bekommt. LG Manuela

    1. Das dachte ich mir auch, gerade wenn man überlegt wie viel Stoff das Kleid wohl in der Herstellung verbraucht hat. Denkt man in 1,45m Breite hat es wahrscheinlich min. 1,3m verbraucht und dann bekommt man quasi nur 70 cm oder so wieder raus. Freut mich, dass es dir gefällt.
      Grüße, Tina

  3. Die Mühe des Auftrennens hat sich gelohnt, die Bluse ist toll geworden. Und die assymetrische Naht macht das schlichte Vorderteil spannend. Auch das Leinen ist schön, grob wirkt es auch mich nicht, eher eines der feineren würde ich den Fotos nach sagen.
    LG heike

    1. Ja, da hast du natürlich recht, im Vergleich zu anderen Leinenstoffe ist dieser Stoff sicher nicht grob, verglichen zum Chiffon ist aber alles grob. Ich habe ja ein gespaltenes Verhältnis zum Auftrennen. Es ist meine Beschäftigung, wenn ich nähen möchte, aber körperlich oder geistig am Ende des Tages schon zu müde bin für echtes Nähen. Ich fühle mich danach aber doch nicht komplett faul, ist quasi eine kleine Selbsttäuschung 🙂 Deine Wertschätzung freut mich.
      Grüße, Tina

  4. Wow, ich bin begeistert. Was für eine Liebe zum Detail (geflochtene Gummibandschlaufe, hallo?). Mach dir keinen Kopf, dass du irgendwem die Chance, das alte Leinenkleid zu tragen, genommen hast. Wir ertrinken in der globalen Überproduktion von Kleidung und wie du sagst – du weißt ja nicht, ob es jemand überhaupt wollte. Jetzt hast du eine Lieblingsbluse, das Material bleibt im Kreislauf und nichts neues musste produziert werden.

    1. Danke für dein Kompliment! Zu dem geflochtenen Knoten wollte ich eine passende Gegenseite. Irgendwann lerne ich auch mal, wie man diese Schlaufen direkt „anhäkelt“. Selbst wenn jemand dieses Kleid noch getragen hätte, dann ist es jetzt zu spät, ich werde diese Bluse genießen 🙂
      Grüße, Tina

  5. Liebe Tina, schon auf dem Vorschaubild dachte ich welch schöne Bluse. Schön wie ausführlich du den Prozess beschrieben hast. Ich bin ganz bei Dir, mit dem Fühlen, das ist bei mir auch der Punkt das was aufgehoben wird zum Wiederverwerten. Nicht immer mit Erfolg, aber wenn es klappt entsteht eine Lieblingsteil wie bei Dir. Herzlicher Gruß

    1. Das Wiederverwerten toll sein kann, hast du ja in letzter Zeit auch mit einigen gelungenen Recyclingprojekten bewiesen! Bei Stoffen, sollte man auf seine Finger vertrauen. Deshalb gehen meine Onlinekäufe auch meistens schief 😉
      Grüße, Tina

  6. Nähen ist ja auch immer ein bisschen Abenteuer. Toll, was du aus dem Kleid gezaubert hast. Für so etwas fehlt mir die Phantasie, aber vielleicht sollte ich mich auch mal am Recyceln versuchen. Die Bluse ist sehr gelungen.
    LG Bella

    1. Nur keine Scheu! Gerade bei Kleidung die man eh nicht mehr so gern hat und damit auch nicht mehr trägt, kann ja nicht viel passieren. Im schlimmsten Fall gefällt es dir nachher auch nicht aber vielleicht kommt auch einfach ein Lieblingsteil heraus 🙂
      Grüße, Tina

  7. Dein Experiment ist dir richtig gut gelungen. Das Zarte vom Chiffon passt toll zu dem Leinen .
    Das Männershirt gefällt mir auch sehr gut.

    LG, Heike

    1. Oh, es freut mich so, dass du auch was zum Männershirt sagst, ja ich weiß, kein besonderes Teil, aber darum freue ich mich erst recht über dein Lob.
      Grüße, Tina

  8. Ein wahrlich perfektes Stoffmatch. Ehrlich gesagt, wäre ich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, diese beiden Stoffe zu kombinieren.. Deine Bluse überzeugt auf ganzer Linie. Ebenfalls finde ich Deine Upcycling- Idee dahinter super und danke für den Bericht dazu. Ich liebe das Thema Upcycling und bin immer wieder erstaunt, was als Ergebnis am Ende rauskommt.

    Danke für den Shirt- Schnittmustertipp für das Männershirt, mir gefällt es auch sehr und zeitlose BAsisschnitte brauchen wir alle.

    LG
    Sandra

    1. Freut mich, wenn ich etwas gezeigt habe, was dich interessiert. Das Feedback habe ich jetzt schon ein paar Mal bekommen, vielleicht werde ich zu dem Thema in Zukunft mehr zeigen.
      Grüße, Tina

  9. Liebe Tina,
    ich finde Deine Bluse sehr gelungen! Vor allem, weil Du sie aus einem secondhand Kleid gezaubert hast. Ich bin auch gerne auf Materialsuche in ZweiteHand-Läden. Manchmal hat man Glück und findet tolle Qualität. Dein Rückenverschluß finde ich auch toll. Eine schöne schlichte, aber nicht langweilige Bluse, die Du bestimmt lange tragen kannst. Und vielen Dank für den T-Shirt Schnitt Tipp.
    LG Griselda

    1. Manche mögen sowas ja nicht, weil muffig, zu unübersichtlich etc., aber ich habe an der Suche auch schon Freude. Und wenn dann etwas Neues draus geworden ist, freue ich mich extra. Lustigerweise trage ich meine Recyclingsachen auch am liebsten.
      Grüße, Tina

  10. So eine tolle Bluse, da hat sich das Auftrennen und rumzirkeln bis der Schnitt auf den Stoff passt gelohnt.
    Ebenso schön das Männershirt, das Problem lang genug, aber nicht zu voluminös in der Oberbreite, habe ich auch schon oft genug mit meinem „Webberater“ ausdiskutiert ;). LG Gabi

  11. Wow!!! Beide Nähprojekte finde ich wirklich sehr gelungen! Die Bluse ist wunderschön geworden und ich finde die Kombination der beiden Stoffe genial. Das T-Shirt aus dem Leinenjersey finde ich auch sehr schön. Habt ihr gute Erfahrungen beim Tragen mit dem Stoff gemacht? Ich habe auch schon Leinenjersey verarbeitet, wobei der sich anfangs etwas kratzig angefühlt hat. Das hat sich beim Waschen aber glücklicherweise komplett gelegt und mittlerweile ist die ganze Familie damit ausgestattet 😉
    Liebe Grüße, Sabrina

    1. Dieser Leinenjersey hat eine gewisse Rauheit behalten (Kratzigkeit wäre zu viel gesagt), aber es ist genau richtig, dass er sich angenehm auf der Haut anfühlt, ohne zu glatt am Körper zu kleben. Damit wirklich ein super angenehmer Sommerstoff und ich kann gut verstehen, dass du alle damit ausgestattet hast 🙂
      Danke für die Komplimente zu den beiden Sachen.
      Grüße, Tina

  12. Die Wahl der Farben ist ebenfalls großartig – dezent und dennoch auffällig. Es zeigt sich, dass ihr nicht nur ein Gespür für Stoffe, sondern auch für harmonische Farbkombinationen habt. Ein wirklich gelungenes Nähprojekt!
    Herzliche Grüße,
    Susanne

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