Vor fünf Jahren habe ich mir bei einem Wien Aufenthalt eine graue Tasche gekauft, die sich schnell zum Favoriten entwickelt hat und es bis jetzt auch immer war. Die Optik der Tasche ist schlicht, ohne allzu sportlich zu sein (ihr kennt mich), die Hauptfarbe ist anthrazit mit cognacfarbenen Details. Die Größe ist für mich optimal, nicht zu groß und doch passt ein DIN A4 Blatt/Mappe/Zeitschrift hinein. Die Besonderheit, warum ich beim Haus verlassen fast ausschließlich zu dieser Tasche gegriffen habe: sie kann als Handtasche getragen werden, will man jedoch mal die Hände frei haben, ist sie schnell zu einem Rucksack geändert! Dieses Konzept ist sicher nicht neu, in vielen anderen Ausführungen aber doch recht sportlich mit gepolsterten Riemen etc. Ich wollte aber eine Handtasche, die nur manchmal ein Rucksack ist und nicht einen Rucksack, den ich manchmal in der Hand trage. In letzter Zeit hatte ich immer mal wieder den Wunsch diese Tasche auch in Schwarz zu besitzen, um noch mehr Kombimöglichkeiten zu haben. Schnell im Onlineshop des Herstellers geschaut, ja, das Modell gibt es noch, ja, auch in schwarz, aber in Glanz! Oh Schreck, gar nicht mein Stil… Und hier beginnt diese Geschichte auch endlich einen Nähbezug zu haben. Es blieb mir nämlich nichts anderes übrig, als sie selbst zu Nähen.

Da ich bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Taschennäherfahrung hatte, wollte ich gerne einen Schnitt kaufen, um eine Anleitung zu haben. Der Schnitt ‚Ruck.sack‘ von dem (mir bis dahin unbekannten) Label Leni Pepunkt hat gut gepasst und ich kaufte ihn. Dieser Schnitt wäre mit Futter gearbeitet worden, meine Vorlage jedoch ohne. Damit verwarf ich den Schnitt und die zugehörige Anleitung doch wieder und habe einfach meine Tasche kopiert. Sie hat folgende Merkmale:

• Die Front hat ein Reißverschlussfach, das bei ca. 3/4 der Höhe endet.
• Sie ist nicht gefüttert, sondern die Innenausstattung wird mit der Außenlage als eine Schicht verarbeitet.
• Innen hat sie ein Reißverschlussfach im Rücken und gegenüberliegend jeweils 2 Fächer mit Gummizug für Telefon, Kosmetik, mein Brillenetui und das Brillenetui des Admins (es wird Zeit, dass Herren ihre eigenen Handtaschen bekommen…)
• Die Innenkanten sind mit Schrägband versäubert.
• Ledertrageriemen

Bei der Recherche nach Schnitten fiel mir auch Fredis Rucksack ein. Sie schrieb von ihrem matt schwarzen Rucksack, dass der Stoff sogar unverstärkt verarbeitet werden kann. Damit stand mein Außenstoff fest. Mangels Erfahrung wäre mir selbst die Wahl der weiteren Materialien sehr schwer gefallen. Um Hilfe zu erhalten habe ich einen kleinen Onlineshop gewählt, der auf Taschen spezialisiert ist, in der Hoffnung, dass ich so nichts Falsches kaufen kann. Das hat glücklicherweise gut geklappt, diese Materialien habe ich verwendet:

• mind the Maker Heavy washed canvas black 0,5m
• mind the Maker Organic cotton twill old rose 0,5m
• Vlieseline S320 0,3m zur Verstärkung des Rückenteils vom Innenstoff
• Endlosreißverschluss titan 1m mit Zipper ‚Stimmgabel‘ 3 Stück
• schwarzes Schrägband 20mm breit 2,5m
• Gurtband schwarz 30mm breit 2,5m
• Schlaufen und Leiterschnallen schwarz 30mm breit

Aufgebaut ist die Tasche aus diesen Zuschnitten:

• Front- und Rückseite
• unterer Seitenstreifen
• oberer beiden Seitenstreifen
• Zuschnitt der die Fronttasche ergibt
• Innenstoffzuschnitt der die vorderen beiden Taschen ergibt
• Innenstoff Rückseite mit Reißverschlusstasche
• Innenstoffzuschnitt der die hinteren beiden Taschen ergibt
• Gurtband und Henkel

Beim Schrägband habe ich einen Fehler gemacht. Die Tasche ist mit 10mm Nahtzugabe genäht, möchte man diese Naht nun abdecken, reicht ein 20mm breites Schrägband bei teilweise 8 Lagen Stoff nicht. An manchen Stellen sieht man die Funktionsnaht, mir aber jetzt egal, ich stecke selten den Kopf in meine Tasche. Zukünftig werde ich aber richtigerweise 30mm verwenden.
Der Henkel ist aus cognacfarbenem Leder. Ein Rest, den ich bei meinem Ausbildungsbetrieb vor fast 20 Jahren mal ergattert habe.

Die Bilder sind bei der wunderbaren Nähfrauenreise zur Cindy Sherman Ausstellung nach Stuttgart entstanden. Vielen Dank Anja und Jeanette für die tolle Organisation und vielen Dank Muriel für die schönen Fotos!

Fazit: Ich liebe die Tasche wirklich sehr, sie ist genau die Art von Tasche die gut in mein Leben passt. Auch der Stil passt gut zu meinem aktuellen „Alltagsstil“ und für besondere Oufits nehme ich dann eh eine kleinere. Damit wird sie viel genutzt und stolz getragen 🙂

_{Verlinkt bei Dings vom Dienstag, Du für dich am Donnerstag und Creativsalat.}