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Ein Zyklus aus Ringeln

In der Kunst wird gerne von Zyklen gesprochen, wenn Kunstschaffende an Serien arbeiten, die auf einem Grundkonzept basieren. Ich maße mir heute ganz frech an, meine recht trivialen Basics ebenfalls mit diesem Titel zu bezeichnen, auch wenn er eigentlich viel mehr an museale Reihen denken lässt. Kunst gibt es heute nicht, nur Alltag.

Umgangssprachlich ist ein Zyklus ja ein ständig wiederkehrender Kreislauf, der keinen Anfang und kein Ende hat. Anders wird er im künstlerischen Schaffen verwendet. Dort umfasst er eine definierte Anzahl von Werken, die als Gesamtheit eine künstlerische Aussage darstellen. Ein Zyklus hat ein Grundkonzept, das sich wie ein roter Faden durch die Werke erstreckt. Das können zum Beispiel bestimmte, sich wiederholende Bildelemente sein oder eben meine Ringel!

No. 1 & 2

Begonnen hat meine Reihe 2019 mit meinem Langarm Breton Shirt aus einem wunderbaren, geringelten French Terry von 1000stoff. Das Shirt ist ein absoluter Liebling bei allen Temperaturen unter 21 Grad Celsius. Es geht als Einzelteil, ist aber auch eine dankbare und leicht zu kombinierende zweite oder dritte Lage, wenn es mal kälter ist. Die Streifen gehen immer und passen zu wirklich vielem. Ich habe seiner Zeit 1,8m gekauft, da es der Rest auf dem Ballen war. Einen halben Meter mehr als von mir geplant und letztendlich blieb ein Rest von 0,6m mit voller Stoffbreite. Den habe ich gehütet, bis sich meine Mama in diesem Frühjahr auch so einen Pulli gewünscht hat. Aber gerne doch.

Die 0,6m reichten allerdings nur für die Front und den Rücken. Glücklicherweise hatte Lara den Stoff noch im Shop. Vorsichtshalber habe ich sie trotzdem angeschrieben und gefragt, ob Stoffe (ähnlich wie Wollen) Farbchargen haben. Sie hat vermutet es könnte funktionieren, mir aber trotzdem dringend davon abgeraten es zu wagen und lieber den gesamten Stoff nachzubestellen. Ich alter Stoffsparer wollte aber meinen Rest verarbeiten. Da ich das Risiko für gering hielt – würden die Stoffe nicht passen, würde ich einfach nochmal 0,7m nachbestellen – habe ich 0,7m nachgekauft. Als der Stoff bei mir ankam, dachte ich zuerst es könnte passen. Die Farben sind kaum unterschiedlich. Er ist dünner an als meine alte Qualität. Soweit ok, bis ich die Streifen neben einander legte. Die Abstände und auch die Streifenbreiten sind deutlich unterschiedlich. Mist.

Nachdem ich eh noch keinen Schnitt hatte, der schon an meine Mama angepasst war, habe ich beschlossen das Shirt wird ein tragbares Probeteil aus den beiden Stoffen. Der Plan war die Unterschiede zwischen der Trennung des Körpers und den Ärmeln verschwinden zu lassen. Anhand der Maße habe ich mich entschieden einen Schnitt aus einem Curve Block verwenden zu wollen. In meiner Schnittmustersammlung bot sich da das Gable Top von Jennifer Lauren Handmade an. Anhand der Bilder würde ich sagen, beide Shirts hätten eine Hohlkreuzanpassung brauchen können.

No. 3

Nach Abschluss des zweiten Langarmshirts blieb natürlich wieder ein Rest. Hmpf… Aber da kam Tine ins Spiel. Sie zeigte zum MeMadeMittwoch im Juni ein Top, das Freebook Blomma Tank von Paradise Patterns. Der Schnitt schien ideal zu sein. So habe ich mir aus den Resten der beiden Pullis noch dieses Top genäht. Der Schnitt hat, gerade für ein Freebook, eine gute Qualität und ich hatte Spaß bei der Umsetzung. Lediglich bei den Versäuberungsstreifen habe ich mehrfach rumprobiert, um aus den Resten noch einen schönen Streifenverlauf herauszubekommen. Die Länge des Tops ist gekürzt, da das einfach meine maximale Materialmenge war. Im Nachhinein hätte ich es noch einen Streifen kürzer machen dürfen, ich finde es zwei Zentimeter zu lang. Genäht habe ich die Variante für das B-Körbchen, weil ich die Streifen nicht mit einem Abnäher stören wollte, obwohl ich maßlich an der D-Variante näher dran war. Darum ist das Rückenteil eine Größe C, die Front eine Größe D mit einer „Jersey FBA“ mit je 1,5cm.

No. 4

Und jetzt kommts! Es blieben natürlich wieder Reste. Kleiner zwar, aber immer noch Reste. Mein Ehrgeiz war jedoch geweckt, ich wollte den Stoff komplett verarbeiten. Darum: Was ist klein, elastisch und kann man immer brauchen? Ja, ok stimmt, auch Unterhosen, aber aus French Terry? Nein, Socken natürlich. Ich bin nämlich wirklich dankbar, dass die Zeiten von Sneakersocken und nackten Knöcheln endlich vorbei sind und fröhne daher einer wiederentdeckten Sockenleidenschaft. Besonders zu den beiden Sunshine Jeans (rostroter Cord und hellblauer Denim) sind besondere Socken ein Highlight. Die Hosen haben die richtige Länge, bei der man die Socken sieht, aber auch nicht zu viel davon zeigt. Nach Kniestrümpfe und Knickerbockerhosen will ich ja auch nicht aussehen. Der Schnitt ist Pattydoo Fancy Socks in Größe 42-45.

Genug gestreifte Dinge, viel Spaß beim MeMadeMittwoch!

22 thoughts on “Ein Zyklus aus Ringeln

  1. 1. Die Fotos mit den Hintergründen, toll, so schön präsentiert. 2. Reste aufbrauchen, sehr gut und dann die Idee mit den Socken am Ende – noch besser. 3. das letzte Top ist sooo toll, da merke ich, wie oberflächlich ich inzwischen beim MMM schaue oder vielleicht sogar garnicht geschaut habe im August, sondern nur mein Dashboard durchgucke, lg Anja

    1. Habe das Fotokompliment an den Fotografen weitergegeben.
      Ich bin auch happy jetzt nur noch kleinste Fitzelchen zu haben. Daraus wird jetzt aber nichts mehr genäht.
      Ich glaube Tine hat das Top schon im Juni gezeigt, du hast es also schon vor ein paar Monaten verpasst 😉
      Grüße, Tina

  2. Ja, Streifen gehen immer! Dein Perfektionismus hinsichtlich der Streifen ist echt der Wahnsinn, Dein Ehrgeiz wurde aber geweckt.
    Klasse, ich bin begeistert, Du hast alles aufgebraucht.
    Alle Kleidungsstücke gefallen mir sehr gut.

    Liebe Grüße,
    Sandra

  3. Querstreifen vor Längsstreifen, sehr cool, ist mir gleich aufgefallen. Und Ringelshirts, vor allem in Schwarz-Weiß, passen einfach immer. Das ärmellose Top schafft dann den Sprung von den Basics zum Statement Piece. Und die Ringelsocken sind einfach nur cool. Wobei Sneakersocken schon auch ihre Daseinsberechtigung haben, nicht in alle Schuhe mag man im Sommer barfuß steigen. Aber mit kühleren Temperaturen kommt dann wieder die Zeit der höheren Socken, und wie gut wenn man dann Ringelsocken hat 🙂
    Liebe Grüße, heike

    1. Wir haben die gleichen Fotogedanken, schön. Ich finde das Top, völlig wertfrei allerdings, eher Basic als Statement. Zumindest trage ich es so.
      Und klar, jede Sockenform hat ihre Daseinsberechtigung, nur ich persönlich strafe meine Sneaker Socken mit Nichtbeachtung. Aber auch das kann sich wieder ändern.
      Grüße, Tina

  4. Nähen ist Kunst und in Zyklen zu arbeiten macht absolut Sinn ☺️
    Ich mag deinen gesamten Streifenzyklus sehr gern, alles gelungene, funktionale Stücke. Besonders das ärmellose Top find ich klasse, der Streifenwechsel zum Bündchen ist ein perfektes kleines Detail.
    Bei genähten Socken frage ich mich immer, ob die Nähte innen nicht scheuern? Wie verarbeitet du die?

    1. Schön dass du das Top besonders magst.
      Bei der Socken Verarbeitung habe ich auch länger rumüberlegt, mich aber letztendlich, nach dem Lesen diverser Anleitungen, für die klassische Maschenware Verarbeitung mit der Overlock entschieden. Ja, in ganz engen Schuhen würde ich sie nicht tragen wollen, aber in meinen eher lässigeren Sneakern klappt das gut. Lediglich auf die Haltbarkeit bin ich gespannt.
      Grüße, Tina

  5. Ein schöner Ringel-Zyklus. Auch wenn die Streifen am Shirt deiner Mutter leicht unterschiedlich sind, sieht das mit der Aufteilung richtig gut aus. Das sollte nicht als Probeshirt im Schrank bleiben, wäre schade drum.
    Stoffreste komplett aufzubrauchen ist schon eine Herausforderung. Selbst als Patchworkerin tue ich mich dabei schwer.
    Ich habe übrigens gestern endlich deinen Hinweis auf den Stoffladen von H. Schalt in Sauerlach ausprobiert. Wahnsinn, wieviel Stoffe es dort gibt. Vielen Dank für Deinen Ratschlag!
    LG Gabi

    1. Ich finde auch, dadurch, dass die unterschiedlichen Streifen nirgends direkt aufeinander treffen, passt das.
      Oh das freut mich! Ich habe schon länger keine neuen Stoffe mehr gekauft, weiß aber schon, dass ich spätestens zum WKSA 2025 wieder bei ihm einkaufen werde.
      Grüße, Tina

  6. sehr cool mit dem Aufbrauchen von jedem Rest. Ich sammle noch für Unterwäsche in einer Schublade. Bald geht diese aber nicht mehr zu. Es direkt zu vernähen, wenn man gerade eh den passenden Faden überall drinnen hat, ist viel sinnvoller.

    Hab dieses Jahr auch schon drei Langarmringelshirts genäht, da hätte ich auch noch Ringelreste 🙂 Deine Socken finde ich mega – vorallem mit den perfekten Ringeln, aber wie bequem sind die im Alltag denn wirklich?

    Eine sehr schöne Kunstsammlung mit den perfekten Fotos!
    Viel Freude beim Tragen,
    liebe Grüße,
    Maria

    1. Ich glaube, da hilft nur, einfach mal Garnfarben rein, die dir Freude bereiten und dann großes Unterhosen Akkord Nähen. Schließlich macht viele gleiche Schritte in einer Reihe machen auch echt Sinn. Und stell dir vor, wie schnell du beim zwanzigsten Höschen sein wirst 🙂

      Interessanterweise sind die Nähte der Socken gar kein Thema in meinen Sneakers (enge Budapester oder so habe ich noch nicht getestet), sondern an der Oberseite am Knöchel staut sich etwas Material, das kann ein bisschen drücken. Hab mein Schnittmuster aber schon geändert und die Mehrweite rausgedreht. Mal schauen wie Paar 2 wird.
      Grüße, Tina

  7. Dein Streifen-Zyklus ist toll – und Kunst, wie genial du deinen Stoff aufgebraucht hast! Socken aus Maschenware habe ich noch nie genäht, aber deine Ringelsocken finde ich total cool.
    Liebe Grüße von Doro

  8. Ringelreihen gehen einfach immer und so perfekt verarbeitet sowieso. Dein Zyklus und damit die restlose Verwendung des Stoffes finde ich bewundernswert und vorbildlich. So sollten wir das vermutlich alle machen. Danke für das Erinnern an „Reste-Socken“, diese Option hatte ich wieder vergessen, aber der ein oder andere Jersey-Rest würde sich bestimmt freuen, zu einem Sockenpaar umgewandelt zu werden.
    LG Miriam

    1. Ab jetzt, gleich zu jedem Shirt mit nähen, die passenden Socken oder die passende Unterhose 😉
      Danke für die netten Worte.
      Grüße, Tina

  9. Hehe, wie schön, dass ich dich mit meinem Blomma Tank für den Schnitt begeistern konnte. Aber ich bin völlig begeistert von der Idee aus den Resten noch Socken zu machen. Muss ich gleich mal gucken, ob es das Schnittmuster bei Pattydoo auch für Kinderfüße gibt. Da würden sich dann einige Reste noch gut für eignen.

    Gerade habe ich das Blomma Tank auch noch aus einem Baumwolljersey zugeschnitten, um für eine Freundin ein Kinder-Longsleeve mit Erwachsenen-Top als Partnerlook zu kreieren. Wenn ich da jetzt noch passende Socken für das Kind aus dem letzten Rest machen könnte…

  10. Ich finde, dass die unterschiedlichen Ringel am Shirt von Deiner Mutter kaum auffallen, Ärmel sind doch meistens eh ein bisschen gestaucht und schon passen die Ringel nicht mehr übereinander. Deinen Zyklus an sich finde ich klasse, Ringel sind immer wieder schön. Beim Tanktop ist natürlich der Halsausschnitt der Hingucker. Bei Socken hätte ich auch Sorge, dass die Nähte drücken, ich finde zusammengekettelte Spitzen bei Kaufstrümpfen schon problematisch. Bin gespannt, wie Dein Erfahrungsbericht ausfällt.
    Viele Grüße, Stefanie

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