Steppjacke Anica – Fibre Mood
Nach dem vielen vorweihnachtlichen Nähen brauchte ich erstmal etwas Abstand zu meinen Maschinen und legte eine Nähpause ein. Zu meiner eigenen Überraschung endete diese Pause allerdings ganz abrupt in der Nacht des 04. Januars. In dieser Nacht hat mich ein (Näh-)Plan, ich möchte fast sagen, heimgesucht und mir war schnell klar, am Morgen muss ich zum Stoffladen! Also Samstag Vormittag Stoff gekauft, während der auf der Leine trocknete, den Schnitt fertig vorbereitet und das Innenfutter zugeschnitten, den Oberstoff noch leicht feucht zugeschnitten und abends saß ich auch schon quiltend an der Maschine. Aber bevor ich hier gleich mitten in dieses Projekt einsteige, kurz noch weiter zurück in der Zeit.


Auf meinem letzten Nähwochenende im November hat die wunderbare Julia (@far_and_close) eine Fibre Mood Jacke genäht. Fibre Mood Schnitte haben mir bisher noch nie gefallen, darum habe ich ihrem Projekt ehrlicherweise keine besonders große Aufmerksamkeit geschenkt. Als die Jacke jedoch fertig an der Kleiderstange hing, habe ich sie jedoch anprobiert und war sofort schockverliebt. Weich, geräumig, ohne zu unförmig zu sein, kuschlig und die Taschen sind ein wahres Handparadies, quasi ein zweiteiliger Muff! Da meine Nähliste aber stehts gut gefüllt ist, hatte die Jacke bei mir trotzdem keine hohe Priorität, bis zu jener Nacht…
Der Schnitt ist Anica aus der Fibre Mood Nr.31. Laut Angabe kann die Jacke aus quasi jedem Material genäht werden. Ich finde aber schon die Beispielbilder in der Zeitschrift, aus allem anderen außer Steppstoff, gruslig. Dieser Schnitt braucht für meinen Geschmack etwas Stand. Einen schönen, fertigen Steppstoff fand ich allerdings nicht. Da Birgit aber diese herrliche selbstgequiltete Steppjacke gezeigt hatte, war ich motiviert den Stoff einfach selbst zu machen. Ich wollte wie sie einen leichten Baumwollstoff als Oberstoff, am liebsten einen Chambray oder Salz Pfeffer Optik. Im örtlichen Stoffladen gefiel mir aber nur ein Stoff wirklich: ein dicker, steifer, gemusterter Baumwollcanvas. Naja, dann eben der… Ansonsten kaufte ich noch Volumenvlies nach der Empfehlung der Verkäuferin und Schrägband. Gesamtkosten 53,75€ (Preis für Außenstoff, Füllung und Schrägband)
Genäht habe ich die kleinste Größe XS. Die Schnitteile zu Hause auflegen ergab einen Stoffverbrauch von 1,8m bei einer Breite von 1,4m. Der Poppy Fabrics Bohemian Canvas den ich verwendet habe, liegt allerdings nur 1,32m breit, weshalb der Stoffverbrauch für die Jacke bei 2,1m lag.




Im ersten Nähschritt habe ich die grob zugeschnittenen Teile gequiltet, also jeweils eine Innenlage aus Stoffresten mit Volumenvlies und Außenstoff vernäht. Der Oberfußtransportfuß war hier wirklich eine gute Hilfe. Die Ärmel haben ein Rautenmuster bekommen, der Körper ist jeweils nur mit horizontalen Linien verbunden. Danach konnte ich die Teile auf ihre finale Größe zuschneiden. Für die bessere Weiterverarbeitbarkeit habe ich bei allen zugeschnitteten Teilen die Kanten mit 4mm Nahtzugabe rundherum zugenäht. Ich wollte nicht riskieren, dass ich mich mit den einzelnen Stofflagen herumärgern muss.
Die Nähschritte der Jacke sind an sich ganz einfach – Rückenteil, zwei Vorderteile, zwei Ärmel, zwei Taschen und der Schalkragen. Es sind nur einfach sehr viele Nähte, weshalb ich mit diesem Projekt knapp 32h beschäftigt war. Erst das Quilten, dann die Kanten schließen, anschließend Nähen und dabei jede Nahtzugabe mit Schrägband versäubern. Das ist einfach nicht schnell gemacht.
Es ist ein super Resteprojekt, ich habe innen mit vier verschiedenen Stoffresten gearbeitet. Ärmel, Rücken, Front und ein Teil des Schrägbandes bestehen aus Resten. Genial! Oben sieht man die Zusammensetzung der Innenseite der beiden Taschen.
Der Schnitt gefällt mir, auch wenn er natürlich jetzt nichts komplett Neues ist (ich sage nur Megan Nielsen Hovea Jacket). Die Passform ist gut, nur der Schalkragen steht etwas am Nacken ab. Genau am Hals hätte ich mir mehr anschmiegenden Kragen gewünscht. Schade. Die Verabreitung mit Schrägband und 1,5cm Nahtzugabe sieht an den Kanten innen echt toll aus. Leider führt es in der Achsel zu einem starken Zug, den ich auch mit einer Reduzierung der Nahtzugabe in dem Bereich nicht eliminieren konnte. Die Achseln sehen also immer noch doof aus.



Dafür bin ich überrascht wie unterschiedlich die Jacke, im Vergleich zu Julias, aussieht . Ihr Stoff ist viel fluffiger und weicher und gibt der Jacke einen ganz anderen Look. Wenn ihr euch Julias Jacke angesehen habt, checkt doch auch noch, was die anderen Damen beim MMM im Februar so zeigen.
Der Stoff gefällt mir jedenfalls richtig gut und die Jacke sieht gemütlich und besonders aus, jetzt weiß ich auch, was du mit selbst gequiltet meintest, lg Anja
Ich mag den Stil auch überraschend gern, nur das Hemd muss ich zukünftig rein stecken, das fällt mir gerade auf den Bildern auf 🙂
Sehr cool geworden, hat sich gelohnt deiner spontanen Eingebung zu folgen!
Meine Mutter hat es nur „verrückt“ genannt 😉 aber normal nähe ich ja auch deutlich überlegter…
Grüße, Tina
Das ist eine der schönsten Anica-Versionen, die ich bisher gesehen habe, toll geworden! Aber ich muß dir recht geben die Ähnlichkeit zu Hovea ist schon frappierend…auch von Pauline Alice gibt es einen ähnlichen Jackenschnitt. Genial, wie Du das Futter aus Resten zugeschnitten hast, das ist eine wunderbare Idee für die Restevearbeitung.
LG Barbara
Schön, dass sie dir gefällt. Ja, das war wirklich praktisch, die Ärmel sind aus einem Stoff innen, der Rücken aus einem und die Vorderteile auch. Und bei den Taschen konnte ich komplett mischen, da sieht man es ja nicht. Außerdem konnte ich die kurzen Schrägbandversäuberungen auch aus Reststoff machen.
Grüße, Tina
Cool – das ist mal eine wirklich außergewöhnliche Jacke und auf jeden Fall ein Unikat. 32h! Der helle Wahnsinn. Die Geduld für das Quilten habe ich bisher noch nicht. Aber es hat sich gelohnt und die Jacke ist großartig.
LG Miriam
Ich finde das Quilten Bedarf noch gar nicht viel Geduld, das ist ja zu Anfang, da hat man noch Schwung. Erst zum Ende hin, Schalkragen und Saum mit Schrägband versäubern etc. Da wurde es dann zäh.
Aber was macht man nicht alles für Unikate 🙂
Grüße, Tina
Ich kann Barbara nur Recht geben. Auch ich finde Deine Version eine der schönsten, die ich bisher von dem Schnitt gesehen habe. Selbst gequiltet und vor allem in dem Ikat-Muster – wirklich grandios! Liebe Grüße Manuela
Das mit dieses Muster gefallen hat, überrascht mich immer noch 😉 Danke für das Kompliment.
Grüße, Tina
Wunderschöne Jacke! Da bekommt man direkt Lust, selbst mal was zu quilten.
Genau so ging es mir mit Birgits Jacke, ich wollte daraufhin auch quilten. Dank der Jacke habe ich das jetzt auch mal gemacht 🙂
Grüße, Tina
Birgits Jacke hat auch bei mir Überlegungen ausgelöst, ob ich nicht auch eine gequiltete Jacke brauchen könnte. Weiter bin ich allerdings noch nicht. Während du quasi über Nacht die Jacke planst und auch gleich fix umsetzst. Und tadaa, auch gleich darauf fertig präsentierst. Ein bisschen geht das gequiltete ja im wilden Muster unter, aber gerade das Muster und auch die einfärbigen Stoffe innen und die absolut saubere Kantenverarbeitung machen die Jacke zu etwas Besonderem. Ein Hoch auf verrückte Ideen.
Liebe Grüße, heike
Nett, dass du über 30h als fix bezeichnest. Zum Schluss dachte ich, ich werde nicht mehr fertig, hat sich echt gezogen für so eine „einfache“ Jacke. Ja stimmt, für das Quilten wäre Salz Pfeffer ausdrucksstärker gewesen. Aber der einzige solche Stoff in unserem kleinen Stoffladen war Grau mit intensiven Blauunterton und das kann ich mir gerade gar nicht vorstellen.
Grüße, Tina
Liebe Tina,
ich wunderte mich über den tollen und modernen Quiltstoff, wo gibt es so etwas schönes zu kaufen? Die Erklärung fand ich schnell, du hast ihn selbst gequiltet! Was für eine Arbeit.
Die Jacke sieht richtig klasse aus.
Ich hätte gerne gekauft, aber durch das schnell schnell, hatte ich halt keine Auswahl. Dann blieb nur selber machen.
Grüße, Tina
Hey Tina,
ja das kenne ich auch: Da liegt man Nachts im Bett und möchte eigentlich schlafen und dann schaltet sich plötzlich der Kopf mit einer Idee ein, die am liebsten sofort umgesetzt werden möchte. Scheint als wäre die Zeit für eine Nähpause doch nicht reif gewesen zu sein. Und das ist auch gut so, deine Anica sieht super aus. Ich bin gespannt, ob es bei diesen einen Fibre Mood Schnitt bleibt.
Liebe Grüße,
Katja
Zum Glück passiert mit das normal nicht. Schließlich muss man dann auch in den nächsten Tagen/Wochen genug Freizeit haben, um die nächtliche Eingebung umzusetzen 🙂 Ich hoffe sehr, dass es bei diesem Schnitt bleibt. Ich mag Fibre mood immer noch nicht besonders.
Grüße, Tina
Ich freue mich natürlich sehr, dass ich hier Ideengeberin gewesen bin. Dabei hatte ich die Idee einer Steppjacke auch nur abgeschaut. Deine Anika sieht sehr besonders aus und erinnert mich leicht an Japan. Ein sehr, sehr schönes Einzelstück, was dir hoffentlich viel Freude bereiten wird.
Über deine Resteverwertung musste ich schmunzeln. Das Innenleben meiner neuen Jacke ist in ähnlicher Art entstanden – ein gutes Gefühl von Stoffabbau :).
So, nun werde ich mir Anika von Fibremood anschauen. Das SM hat mir bislang nichts gesagt.
Der Schnitt war in der Ausgabe vom Dezember, also noch recht neu. Finde aber die Innenverarbeitung nicht durchdacht. Das kann mit dem ganzen Schrägbank nur sperren. Mittlerweile denke ich, dass das Purlbee Westen Freebook eine bessere Verarbeitungstechnik hat.
Grüße, Tina
die Bilder. die ich bisher von dem Schnitt gesehen hatte, fand ich nicht gerade überzeugend, vorsichtig ausgedrückt. Deine Jacke ist die erste Version. die mir richtig gut gefällt. In dem Stoff sieht sie toll aus.
LG Bella
Ich bin überrascht, dass ich wohl die Einzige bin, die von den Fibre Mood Schnitten sonst nicht viel mitbekommt, aber schön, dass du meine Variante magst.
Grüße, Tina
Ein spontaens Projekt, und ohne Anpassungen wie ungewöhnlich für dich. Sehr gelungen deine Steppjacke, die verstekcte Resteverwertung ist eine schöne Anregung, LG Jeanette
Ach du Schande, gut dass du mich erinnerst! Ich habe den Beitrag unterwegs geschrieben. Für den Teil über die Änderungen hole ich mir normalerweise meine Schnittmusterteile, das wollte ich damit noch zu Hause machen und hab es dann glatt vergessen. Ich werde oben ergänzen, dass die Ärmel verlängert und verschmälert sind.
Danke für den Hinweis, Tina