Bei einem herrlichen Nähwochenende Mitte Oktober mit noch viel herrlicheren Frauen habe ich eine Wolle verarbeitet, die ich außerplanmäßig bei Bara Studios verkaufsoffenen Sonntag im Juli gekauft hatte. Juli, typische Jahreszeit für dicke Wollen, aber was soll ich sagen, ich lasse jede Seide, jeden Chiffon links liegen für eine schöne Wolle. Und diese hier ist besonders schön. Die Farbe ist ein braun mit deutlichem roten Unterton, der Stoff ist mit 4mm angenehm dick und das Highlight ist die gewebte Streifenstruktur. Der Mantelstoff setzt sich aus 70 % Schurwolle, 20% Polyamid und 10% Kaschmir zusammen, für mich eine gute Kombination mit gutem Griff. Gebraucht habe ich bei 1,4m Breite 1,65m.

Auch der Schnitt war schnell gefunden, ich hatte schon länger den Studio Yusupova Sofia Kurzmantel gespeichert. Leider hat mich beim Bezahlen die fehlende Paypal Option etwas verunsichert. Also habe ich die optisch fast gleiche Kaia Jacke von Bella loves pattern gekauft. Dieser Schnitt ist jedoch für einen Double face Stoff ausgelegt und als ich die Anleitung durchgeblättert habe, wurde mir schnell klar, dass der Änderungsaufwand höher wäre als ich gehofft hatte. Da Sofia mein Favorit war und nach den Ratschlägen einer Nähfreundin zum Kauf mit russischen Zahlungsanbietern, habe ich es doch gewagt und Sofia gekauft. Eine sehr gute Entscheidung.

Anhand der Maßtabelle und auch von meiner Erfahrung mit den Grasser Schnitten passen mir schulterfreie Sachen in der russische 44, Oberteile mit Ärmeln benötigen aber eine 46. Die größte Größengruppen schwankt bei Studio Yusupova leider etwas, es gibt Schnitte mit 168 – 172, 174 – 178 oder auch 174 – 180 cm. Bei dieser Jacke war es 174 – 178 cm, aufgrund meiner Wunschoptik habe ich trotzdem auf eine Verlängerung des Oberkörpers verzichtet und lediglich die Ärmel um 3cm verlängert. Meine Jacke ist damit ein klein wenig kürzer als auf den Modellbildern.

Ansonsten habe ich bei diesem Schnitt (für meine Verhältnisse) wenig Änderungen eingebracht:

• Ärmel um 3cm verlängert
• Ärmel um 3cm verschmälert und dazu den Armausschnitt um 1,5cm verkleinert
• Schulter um 1,2cm verbreitert (besser wäre aber zukünftig ein zusätzliche „Ausbeulung“ in der Schultergerade, an meiner eigentlichen Schulterposition)
• oberer Rücken um 3cm verschmälert

Die Schnittkonstruktion und Passform sind wirklich eine Freude. Es gibt einzelne Schnittteile für Außenstoff und Futter und alles stimmte wunderbar zusammen. Lediglich in der ausführlichen Anleitung ist ein Fehler: beim Nähen der Paspeltaschen ist auf einem Bild die Innenseite abgebildet, obwohl man gerade auf der Außenseite arbeitet. Dank Jeanettes Unterstützung und mit einem Musterversuch klärte sich aber auch diese Verwirrung.

Beim Nähen gab es zwei größere Herausforderungen: zum einen ist der Stoff sehr empfindlich beim Bügeln und zum anderen hatte mein Stoff etwas mehr Rollweite als in den Schnittteilen eingerechnet war.

Der Stoff ließ sich in der Vorbereitung noch einwandfrei heiß durchdämpfen, aber da schwebe ich mit dem Bügeleisen auch nur drüber. Beim Einlage aufbügeln drückten sich dann aber die Rippenstruktur auf der Vorderseite der Schnittteile platt. Ich hatte zuhause schon rumprobiert, kam aber zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Dana @cutiecakeswelt und Sabine @sonoemi_my_passion_for_sewing waren hier meine Rettung, der Stoff braucht nämlich eine ganz weiche Unterlage und macht damit keine Probleme mehr. Ich habe also alles auf Sabines Filzunterlage gebügelt und zu Hause die letzten Kanten einfach auf einem mehrfach gefaltetet Handtuch, so blieb alles schön.

Die Rollweite war zum Glück auch nicht schwer zu lösen, es hat nur nochmal eine Runde neue Ärmelriegel benötigt. Der erste Versuch der Ärmelriegel war deutlich zu schmal und hat mich durch seine Ringel „um den Körper“ ziemlich stark an einen Wurm erinnert (siehe Bild unten). Die zweite, verbreiterte Variante passte dann deutlich besser.

Ein geflochtener Aufnäher nach dem Inge Szoltysik-Sparrer Tutorial und das perfekt passende Klosternähen 2025 Label geben der Jacke den letzten Schliff. Die Flecken sind übrigens nur Regentropfen, beim Fotografieren hat uns das Wetter etwas überrascht. Alles in allem ein schönes Nähprojekt, ich bin ein bisschen verliebt in die neue Jacke. Würde ich den Schnitt wieder nähen? Ja, absolut!

MeMadeMittwoch November 2025